Sonic the Hedgehog hat mich vegan gemacht!

Sonic machte mich zum Veganer. Und das ist kein Witz, sondern nichts anderes als Konditionierung – in a good way! Wir werden schließlich alle konditioniert. Egal, ob es durch Film, Fernsehen, Nachrichten, Zeitungen, Musik, Internet, Eltern, Bekannte oder eben Videospiele geschieht.

Doch lass mich ein wenig zurückspulen: 

Als ich 10 oder 11 Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten ein Sega Mega Drive geschenkt. Wow, was für ein Upgrade zu dem Atari 7800! Mit dabei: das Kultspiel “Sonic the Hedgehog”. Und dieses wahrlich frohe Fest sollte mein Leben für immer verändern.

Was mich direkt beeindruckt und beeinflusst hat: die unfassbare Geschwindigkeit des außergewöhnlichen Igels. Heute wundert es mich gar nicht, dass ich seitdem alles liebte, was schnell ist – insbesondere Rennautos!

© Sega 1991

Die Entwickler:innen des Videospiel-Klassikers haben darauf Wert gelegt, dass Gegner auf dem Weg des blauen High-Speed-Igels nicht einfach platt gemacht wurden. Wenn man etwas genauer hinschaut, erkennt man, dass er durch seine Super Sonic Spin Attacke lediglich die animatronischen Panzer durchbricht, unter denen Tierchen wie Schmetterlinge, Kaninchen und süße kleine Schweinchen zum Vorschein kommen. Diese wurden vom Oberschurken namens Dr. Robotnik umprogrammiert – oder soll man sagen: konditioniert? – und in eine metallische Hülle gepfercht, um dem tapferen Helden das Leben schwer zu machen.

Am Ende eines jeden Levels trifft Sonic regelmäßig auf seinen großen und kugelrunden Widersacher, und nach dessen Besiegung (vielmehr Verjagung) folgt das eigentliche Highlight: Der Igel stößt auf eine Batterie, in der Unmengen an weiteren Tierbabys eingesperrt sind und die demnächst in unterwürfige, versklavte Wesen verwandelt werden sollten. Das eigentliche Level-Finale – nicht nur aus der Sicht eines veganen Aktivisten – ist nun deren feierliche Befreiung aus dem Käfig. Animal Liberation in Reinstform! Und es ist jedes Mal von neuem herrlich und zugleich herzzerreißend, den kleinen süßen Pixelwesen beim Weghoppeln und Fortflattern zuzusehen. In die Freiheit mit euch!

© Sega 1991

Wie oft rissen mich meine Eltern aus der 16-Bit-Welt, indem sie mich zum Essen riefen. Wie oft gab es Schnitzel, Würstchen oder Steak. Immer habe ich das mit Genuss gegessen (außer wenn es zäh war). Nie jedoch war mir dabei die kognitive Dissonanz bewusst, nämlich dass die Tiere, die ich gerade mit Freude virtuell befreite, nun vor mir auf dem Teller lagen. Tot und zur Unkenntlichkeit verarbeitet.

Auch, wenn ich es erst mit Mitte 30 kapiert habe: Sonic the Hedgehog bedeutet für mein Leben nicht nur unendlich viele Stunden an Jumping & Running, sondern auch die vielleicht subtilste Konditionierung in Hinblick auf Gerechtigkeit, Tierliebe und demzufolge auch Veganismus. (Wobei man in aller Fairness sagen muss, dass das Spiel nicht immer frei von Gewalt ist und in diesem Aspekt im Widerspruch zu Veganismus steht, der Gewalt in Gänze ablehnt.) Wer die Bilder aus der Massentierhaltung schon einmal zu Gesicht bekommen hat, erkennt unweigerlich eine Vielzahl Parallelen – und dazu braucht es nicht viel Abstraktionsvermögen.

Das Großartige ist, dass niemand blaue Stacheln und rote Power-Laufschuhe tragen muss, um wie Sonic zu sein! Übertragen auf die wirkliche Welt ist es jedoch nicht Dr. Robotnik, dessen Aktivitäten zu hinterfragen sind, sondern die von Konzernen, die eine ausbeuterische Attitüde an den Tag legen …

Just be like Sonic!

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